
Die Schätze des Wendenkönigs Wanzka – Bergbau am Wanzeberg
24.10.2018 · Wer mit dem Hobby-Geologen Johannes Adler am Wanzeberg unterwegs ist, sollte am besten eine Maurerkelle und kleine Picke dabei haben. Damit lässt sich der eiszeitliche Tropfenboden freilegen.
Interview mit Johannes Adler
Interview mit Johannes Adler, ehrenamtlicher Chronist in Malliß
Autorin: Corinna Hesse
Als Tourist entdeckte der Hamburger Johannes Adler den Wanzeberg – es öffnete sich buchstäblich der Boden unter seinen Füßen! Im „Mineraldistrikt Südwestmecklenburg“ – so der offizielle Name – quollen über Jahrmillionen die Bodenschätze hervor. Der Ortschronist Hans Joachim Bötefür nahm Johannes Adler 1992 mit auf Erkundungstour. Und die Faszination für die Bergbauregion im Flachland ließ den Hobby-Geologen nicht mehr los.

Bodenschätze am Wanzeberg
„Wenn das Anhydrid im Boden sich mit Wasser verbindet, quillt es auf wie ein Hefeteig“, erklärt Johannes Adler. Und so sind verschiedene Erdschichten „aufgefahren“, wie es unter Geologen heißt. Braunkohle, Kalisalz, Alaun, Kalkmergel und Rupelton kamen zum Vorschein. „Die ersten Bergbauaktivitäten sind um 1307 urkundlich erwähnt. Im Bereich Conow gab es eine Salzquelle, aus der Sole gefördert, gradiert (eingedickt) und gesiedet wurde. Das Kloster Eldena bei Ludwigslust war für die Vermarktung zuständig.“
Der sagenumwobene Wendenkönig Wanzka
Wie die Schätze in den Boden kamen, wird vom Volksmund allerdings anders erzählt: „Die Geschichte besagt, dass um 800 hier der Wendenkönig Wanzka gelebt hat. Er soll am höchsten Punkt, am Steinberg, mit all seinen Schätzen beerdigt sein.“ Das weckte natürlich über die Jahrhunderte Begehrlichkeiten am Wanzeberg. Herzog Friedrich Franz I ließ Probebohrungen vornehmen und stieß auf Kohleflöze. Ab 1817 wurde Braunkohle gefördert.

Entdeckungstouren zu geologischen Fenstern
Johannes Adler will gemeinsam mit den Chronikern des Gewerbeverein Malliß e.V. sowie dem Jugend- und Kulturverein Malliß e.V. die Sehenswürdigkeiten wie das restaurierte Mundloch Conow-Stollen‑I und den rekonstruierten Eingang des Marien Stollens für kommende Generationen erhalten. Seine geführten Wanderungen zu den „geologischen Fenstern“ der Region sind wahre Entdeckungstouren: „Als Laie kann man das nicht mehr sehen, die Natur hat sich alles zurückgeholt. Man geht also mit den alten Karten los und kann mit geschulten Augen sehen, was man vorher gar nicht wahrgenommen hat. Und dann fängt man an, gezielt zu suchen.“ Corinna Hesse hat mit Johannes Adler über eine Leidenschaft gesprochen, die süchtig macht.