
Müller mit Unternehmergeist
13.11.2018 · Von der Mühle bei Malliß ist nur noch der „Mühlenberg“ übrig. Und ein Familienfoto von 1924. Christa Krause, Urenkelin des Müllers, erzählt die Geschichte der fünfflügeligen Windmühle.
Interview mit Christa Krause
Interview mit Christa Krause, Urenkelin des Müllers in Malliß
Autorin: Corinna Hesse
In Kamerun ist Christa Krause geboren. So wurde Malliß Ausbau genannt, denn drei Kilometer entfernt vom Ortskern gab es keine festen Straßen, keine Straßenbeleuchtung, keine öffentliche Wasserversorgung: „Für mich war es ein Idyll und bis heute mein Lieblingsplatz.“

Die fünfflügelige Mühle von Malliß
Ihr Urgroßvater war Müller mit Unternehmergeist. Denn als die Industrialisierung der Landwirtschaft begann, hatten die Kleinbauern der Umgebung keinen mehr, der ihr Getreide mahlen konnte. Also kaufte ihr Urgroßvater Land und baute eine Windmühle: „Fünfflügelig sollte sie sein, um den Wind optimal auszunutzen.“
Nur der „Mühlenberg“ ist noch da
Sein Sohn ergänzte den Betrieb um eine Bäckerei. Aber mit der Elektrifizierung ging das Zeitalter der Windmühlen zu Ende. Die Flügel wurden abgenommen, der Betrieb wurde 1923 umgestellt auf elektrischen Antrieb. Und mit der Weltwirtschaftskrise war dann endgültig Schluss, die Mühle wurde nach dem Krieg abgerissen. Nur ein historisches Foto mit ihrer Mutter, Tante und Onkel hält die Erinnerung an die Mühle wach. Doch immer noch heißt der Berg, auf dem die Mühle stand, „Mühlenberg“.

Lebensader Eisenbahn
Christa Krause selbst arbeitete bei der Eisenbahn, und blickt wehmütig auf die gute Bahnanbindung der vergangenen Zeit zurück: „Als Industrieort hatte Malliß viel Frachtverkehr und sechs Anschlussgleise. Auch die Personenzüge nach Ludwigslust waren knüppeldickevoll. Heute sind nur noch die Straßen knüppeldickevoll. Eine Lebensader wurde abgeschnitten, seit im Mai 2000 die letzte Fahrt hier gemacht wurde.“