
Potenzielle Entwicklungsurwälder in der Göhrde
13.11.2018 · „Mein Lieblingsplatz ist der Breeser Grund, ein Hutewald aus dem Mittelalter mit Solitären von uralten Trauben-Eichen in einer Heidelandschaft“, verrät der Forstamtsleiter der Göhrde, Uwe Barge.
Interview mit Dr. Uwe Barge
Interview mit Dr. Uwe Barge, Forstamtsleiter der Göhrde
Autorin: Corinna Hesse
Echten Naturwald gibt es in Deutschland kaum noch. „Aber wir haben hier an vielen Standorten Wälder, die trotz Bewirtschaftung dem Ideal des naturnahen Waldes sehr nahekommen. Das sind potenzielle Entwicklungsurwälder“, erklärt der promovierte Forstamtsleiter Dr. Uwe Barge. 10% der Waldfläche auf dem Gebiet seines Forstamts Göhrde sollen von der Natur allmählich zurückverwandelt werden.
Jagdgebiet der Herzöge von Lüneburg
Ein Glücksfall: Während im Mittelalter aus Holzmangel viele Wälder komplett abgeholzt wurden, stand die Göhrde unter herzoglichem Schutz. „Die Herzöge von Lüneburg hatten hier ihr exklusives Jagdgebiet“, holt Uwe Barge weit aus in die Historie. „Daher haben wir seit der letzten Eiszeit ein Waldkontinuum, während andere Wälder im Mittelalter gerodet wurden und neu aufgebaut werden mussten. Spezialisten finden sich hier auf den alten Waldböden zum Beispiel seltene Käfer, das macht die Göhrde auch für den Artenschutz interessant.“
Typische Baumarten unseres Klimas
Die konkurrenzstärkste Baumart in unserem Klima ist die Buche. Das könnte sich mit dem Klimawandel allerdings ändern, denn die Eiche hält lange Trockenperioden besser aus. „Auch ein Zuwanderer aus Nordamerika, die Douglasie, kann Wetterextreme wie Wind, Nassschnee und Trockenheit besser widerstehen als die Fichte.“ Uwe Barges Prognose: „Eine Geheimwaffe könnte allerdings die gute alte Kiefer bleiben, die schon nach der Entwaldungsperiode des Mittelalters zur Aufforstung der steppenartigen Flächen als Joker genutzt wurde. Sie kann extreme Trockenheit lange schadlos überstehen.“
Ethos Nachhaltigkeit: den Wald für die nächste Generation verbessern
Seine Wünsche für Zukunft? „Wir Förster haben ein einfaches Berufsethos“, erklärt Uwe Barge. „Wir wollen den Wald der nächsten Generation in einem besseren Zustand übergeben als wir ihn empfangen haben. Er soll ein gemischter, vielfältiger Wald mit vielen Baumarten sein. Wenn ich das weiterentwickeln kann im Sinne forstlicher Nachhaltigkeit, werde ich den Wald mit Freude an die nächste Generation übergeben.“