
Ruhe und Entschleunigung: die Zukunft kleiner Orte auf dem Land
13.11.2018 · „Wenn wir vor Ort etwas bewegen wollen, müssen wir selbst den ersten Schritt tun.“ Die Agraringenieurin Carola Borchers bringt als stellvertretende Bürgermeisterin den Ort Malliß voran.
Interview mit Carola Borchers
Interview mit Carola Borchers, stellvertretende Bürgermeisterin von Malliß
Autorin: Corinna Hesse
Ihre Eltern waren aus beruflichen Gründen nach Schwerin gezogen, aber für Carola Borchers war nach ihrem Studium klar: Sie wollte zurück nach Malliß: „Ich hatte Angst, wenn meine Großmutter sterben würde, hätte ich kein Zuhause mehr.“ Und das Zuhause, das war für die Agraringenieurin immer das Landleben gewesen. Weite Wiesen und Felder statt hohe Häuser und viele Menschen.
Zentrale Themen in den Orten an die Politik spiegeln
Diese starke Verwurzelung ist sicherlich ein wichtiger Grund, warum sich Carola Borchers so für ihren Ort und seine 1.200 Einwohner einsetzt: „Es reicht nicht, Wünsche zu äußern; wir müssen selbst den ersten Schritt machen.“ Und so hat sie in Kooperation mit der Klinik in Dannenberg auch die Pläne für ein medizinisches Versorgungs-Zentrum mit angeschoben: „Die medizinische Grundversorgung ist eines der zentralen Herausforderungen kleiner Orte.“
Elbübergreifende Zusammenarbeit seit der Grenzöffnung
Die elbübergreifende Zusammenarbeit ist für Carola Borchers selbstverständlich: „Vor der Wende war hier ein Zaun und das Ende der Welt. Durch die Grenzöffnung wurden viele Orte wieder neu belebt.“ Durch den historischen Bergbau war Malliß immer ein Industriestandort gewesen: „Aber wir brauchen hier keine Großindustrie, dann gleichen wir uns ja der Stadt an. Wir bieten Ruhe und Entschleunigung, mit Kleingewerbe und kleinen Geschäften.“
Um auch Jugendliche von den Vorzügen des Ortes zu überzeugen, hat Carola Borchers den Verein Jugend und Kultur mitbegründet. In den Schulen wird Heimatgeschichte vermittelt, Sportvereine bieten ein vielfältiges Freizeitprogramm: „Ich selbst ziehe mir morgens gern die Laufschuhe an und gehe in den Wald. Auch an den Kanälen gibt es herrliche Strecken, wo man Ruhe hat und nur die Vögel zwitschern hört. Das ist wunderschön!“