Undine Stiwich

Märchen, Sagen und Bräuche im Wendland

19.11.2018 · Undine Stiwich ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Wenn sie in die wendische Sagenwelt eintaucht, lauschen ihr die Zuhörer fasziniert und gebannt.

Interview mit Undine Stiwich

Inter­view mit Undine Stiwich, Sagen­ex­pertin, Stadt­ar­chi­varin und Muse­ums­lei­terin des Amts­turms Lüchow
Autorin: Antje Hinz

Undine Stiwich ist Ur-Wend­län­derin. Ihre Vorfahren führt sie auf die Slawen im Wend­land zurück. Sie ist in dieser Kultur tief verwur­zelt. Ihre Kind­heit hat Stiwich vor allem auf dem Dorf verbracht – häufig bei ihren Groß­el­tern, Tanten und Onkels. Stiwichs Groß­vater war ein leiden­schaft­li­cher Geschich­ten­er­zähler. Zwischen dem Abend­essen und Schla­fen­gehen gab es das Ritual, dass er für seine Enkelin und ihre Freunde immer ein Märchen oder eine Sage parat hatte. Undine Stiwich hat sich schon als Kind darüber Notizen gemacht und die wendi­schen Geschichten später als Erwach­sene aufge­schrieben. Gemeinsam mit Jörg Düker hat sie einige Bücher heraus­ge­geben, z. B. „Butz, Löfft und Pagge­leitz: Sitten, Bräuche und Geschichten aus dem Wend­land“ und „Das Jammer­holz: Sagen­hafte Geschichten aus dem Wendland“.

Irrlichter und Düwwelsüger

Im Inter­view führt Undine Stiwich die Tradi­tion ihres Groß­va­ters fort und erzählt nun selbst die alten wendi­schen Sagen. Sie berichtet von Irrlich­tern, Wasser- und Wald­geis­tern, „Düwwel­sü­gern“ (der „Doppel­säuger“ ist der wendi­sche Vampir), und von Zwergen, die Stiwich am liebsten mag, auch wenn sie dem Menschen manchen Streich spielen.

Wendische Feste

Hoch­zeits­bitter, Undine Stiwich rechts

Stiwich beschreibt typi­sche Bräuche, z. B. den Kreuz­baum, unter dem beim Fest Bier und Schnaps getrunken und um den das Vieh herum­ge­trieben wurde. Sie schil­dert tradi­tio­nelle wendi­sche Hoch­zeits­bräuche, die heute mehr und mehr wieder aufleben. Und Stiwich beschreibt, wie typisch wendi­sche Braut-Trachten aussehen. Die Tracht ihrer Urgroß­mutter verleiht Undine Stiwich gerne an die nach­kom­mende Generation.

Lied mit dravänopolabischem Text

Mit ihrer Trach­ten­tanz­gruppe „De Öwer­pet­ters“ führt Stiwich regel­mäßig musi­ka­li­sche Darbie­tungen und Tänze auf. Exem­pla­risch zitiert sie im Inter­view den Text eines tradi­tio­nellen wendi­schen Hoch­zeit­liedes in dravä­no­pola­bi­scher Sprache (16:30).

Wissen und Tradition bewahren

Undine Stiwich ist Mitglied im „Wendi­schen Freundes- und Arbeits­kreis e.V.“ trägt ihr reiches Wissen über die wendi­sche Kultur nach über die Grenzen des Wend­landes hinaus: in die Griese Gegend, in die Lausitz zur DOMOWINA, dem Bund der Lausitzer Sorben, der zugleich Inter­essen- und Dach­ver­band sorbi­scher Vereine der Ober‑, Mittel- und Nieder­lau­sitz ist, bis nach Prag. Kultur verbindet!

Außerdem ist Undine Stiwich Stadt­ar­chi­varin, leitet das Amts­turm-Museum in Lüchow und orga­ni­siert seit vielen Jahren ehren­amt­lich die Kultu­relle Stadt­partie „66 mal Kunst in Lüchow (Wend­land)“.

Buch von Undine Stiwich: Jammerholz
Buch­ver­öf­fent­li­chung von Undine Stiwich
Quizfrage: Was ist ein Düwwelsüger?
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