
Industriekultur in und um Malliß in der Griesen Gegend
20.11.2018 · Der Zahnarzt Bernd Borchers bewahrt und erforscht als Bürgerchronist die Industriegeschichte der Griesen Gegend und berichtet u. a. über das ehemalige Spanplattenwerk von Malliß.
Interview mit Bernd Borchers
Interview mit Bernd Borchers, Ortschronist
Autorin: Antje Hinz
Natur und Industrie
Bernd Borchers lebt seit über 30 Jahren in Malliß in der Griesen Gegend. Als Ortschronist und Bürgerforscher beschäftigt er sich intensiv mit der Industriekultur seiner Heimat. „Malliß ist kein typisches Bauerndorf, sondern ein Industriedorf“, erläutert Borchers im Interview. Durch die geologischen Besonderheiten der Region und die Lage auf einem Salzstock und auf Kohlevorkommen konnten hier neben dem Bergbau auch früh die passenden Industriebetriebe Fuß fassen, z. B. die VEB Klinker- und Ziegelwerke Malliß.

Steine für Hamburg
Borchers erzählt, dass Abwasserkanäle und ein Großteil der Hamburger Speicherstadt mit gebrannten Steinen aus der Ziegelei in Malliß gebaut wurden, wie z. B. das berühmte Chilehaus, das heute Weltkulturerbe ist. Anhand spannender Beispiele erläutert Bernd Borchers, wie die Bürgerforscher des Mallisser Vereins Die CHRONIKER ihre Informationen finden und zusammentragen. Manche Details kommen zufällig ans Licht.
Industrielle Umstrukturierung
Prägend für die Region waren neben der Papierfabrik im benachbarten Neu Kaliß u. a. die Fabriken VEB Kinderkost, das Sägewerk und das alte Kohlebergwerk. Weil der Bergbau nicht mehr rentabel genug war, wurde das Bergwerk 1960 geschlossen, erzählt Borchers im Interview. Um Arbeitskräften eine neue Existenzgrundlage zu geben, entstand ein neues Spanplattenwerk. Hier war Bernd Borchers viele Jahre als Betriebszahnarzt tätig.

Lieferant für die Möbelindustrie
Im Spanplattenwerk gab es Arbeitsplätze für knapp 330 Menschen. Die ersten Platten wurden 1965 gefertigt, vor allem für die Möbelindustrie. Nach der Wende musste das Spanplattenwerk wegen unsachgemäßem Management eines Unternehmers aus dem Schwarzwald Konkurs anmelden. Borchers erzählt, dass der spätere Konkursverwalter schließlich wegen Unterschlagung von 30 Millionen Euro ins Gefängnis kam. Es bedeutete das Ende des Plattenwerks. Viele Bürger von Malliß verloren ihren Arbeitsplatz und wanderten in andere Regionen ab.
Erforschung und Bewahrung von Industriedenkmäler
Borchers schildert im Interview die Schwierigkeiten, alte Industriedenkmäler zu erhalten. Alle zwei Jahre finden die Tage der Industriekultur statt. Die CHRONIKER nutzen solche Anlässe, um ihre Forschungsergebnisse öffentlich vorzustellen. Schon zu Wendezeiten hat Bernd Borchers viel gefilmt und präsentiert gerne bei Dorfgeschichtsvereinen in der Region seine spannenden Zeitdokumente.




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