
Zwangsarbeit in Malliß in der Griesen Gegend
20.11.2018 · Ortschronist Peter Saß zeichnet ein wichtiges historisches Kapitel der Griesen Gegend nach. Er berichtet über eigene Erlebnisse und Nachforschungen zu osteuropäischen Zwangsarbeitern in und um Malliß.
Interview mit Peter Saß
Interview mit Peter Saß, Ortschronist
Autorin: Antje Hinz
Peter Saß ist Ortschronist von Malliß. Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit suchte er nach einer neuen Herausforderung. Er wollte mehr über die Geschichte seines Ortes wissen, über die Industriekultur, das Spanplattenwerk, die Ziegelei und den Bergbau in der Region.
Gemeinsames Forschen über die Vergangenheit
An Geschichte interessiert war Peter Saß schon immer. Daher scharte er historisch interessierte Mitbürger in Malliß um sich und gründete den Verein DIE CHRONIKER-Gruppe. Die Bürgerforscher wälzten alte Karten, Pläne, Fotoalben, Brigadebücher und Betriebszeitungen und trugen nach und nach alte und neue Informationen zusammen. Ortschronist zu sein sei eine vielseitige und spannende Aufgabe, erzählt Peter Saß. Es gehe darum, das bereits vorhandene Material zu sortieren, einzuordnen, sich einen Überblick verschaffen, was andere in früheren Zeiten schon zusammengetragen und erforscht hätten und mit neuen Erkenntnissen zu verbinden.

Zwangsarbeiter aus Osteuropa
Als Kind kam Saß mit dem Thema Zwangsarbeit in Berührung, auch über Erzählungen seiner Eltern. Sie berichteten ihm, dass vor allem Menschen aus Osteuropa bei der Reichsbahn, der Post, der Ziegelei, der Eisenbahn und bei Bauern zu Zwangsarbeit gezwungen wurden. Peter Saß liegt es sehr am Herzen, dass ihre Schicksale nicht in Vergessenheit geraten. Gemeinsam mit Schülern der Regionalen Schule in Malliß und Lehrerin Uta Bertlef hat sich Saß ausführlich mit diesem Kapitel der deutschen und regionalen Geschichte beschäftigt. Saß beobachtete bei den Schülern eine große Ernsthaftigkeit und viel Elan, wie er im Interview berichtet. Am Ende des Projektes wurden die Ergebnisse bei einem Themenabend öffentlich vorgestellt.
Gedenkfriedhof
In Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeiter haben Peter Saß, Uta Bertlef, Schülerinnen und Schüler sowie weitere engagierte Bürger aus Malliß einen neuen Gedenkfriedhof angelegt.


Lehrpfad als Gemeinschaftsprojekt
Auch das Vorhaben „Mallisser Schulwald“ ist dem Engagement von Peter Saß zu verdanken. Seine Initiative „Seniorenunion“ hat gemeinsam mit der Schule, dem Gewerbeverein und dem Forstamt Malliß Ideen für einen Lehrpfad mit Informationstafeln, Sitzgruppen, Treppenelementen und einem kleinen Feuchtgebiet entwickelt. Der Aussichtspunkt im Schulwald trägt ihm zu Ehren den Namen „Peters Turm“.

Eine sehr lobenswerte Tätigkeit, lieber Peter und Mitstreiter*innen! Ich wünsche euch weiterhin Freude und Erfolg in eurer ehrenamtlichen Arbeit, die dazu beiträgt, dass nichts in Vergessenheit gerät. Wer keine Zeit zur Mitarbeit hat, kann vielleicht seinen Beitrag leisten durch Bereitstellung von Materialien aus Malliß und seinen Ortsteilen.